Der Verein
Als Gründer sind bekannt:
Das Gründungsmitglied Herr Karl Reuffurth wurde der erste 1. Vorsitzender
des OGV Roßdorf bei Hanau vom Gründungsjahr 1910 bis zum Jahr 1928.
Herr Reuffurth war Hauptlehrer an der Volksschule in Roßdorf bei Hanau.
(Weitere Informationen konnten nicht ermittelt werden.)
Vorstandsvorsitzende seit 1910
Karl Reuffurth (†) von 1910 bis 1928
Heinrich Goy X. (†) von 1928 bis 1933
Peter Keuchler (†) von 1933 bis 1947
August Scherer (†) von 1947 bis 1969
Werner Bruck von 1969 bis 1976
Erwin Lind (†) von 1976 bis 1988
Heinz Jüngling (†) von 1988 bis 1991
Erwin Lind (†) von 1991 bis 1997
Jörg Lind seit 1997
Alters- und Ehrenpräsidenten
Heinrich Koch †
Alterspräsident von 1982 bis 2004
Auszug aus dem Heft zur 100 Jahr Feier des OGV Roßdorf im Jahre 2010 (Seite 21 bis 27)
Chronik aus dem Jahr 1983
Das alte Protokollbuch war nicht mehr vorhanden, es konnte jedoch
ein kleines Schreibheft mit Stichworten aus den Jahren 1910 bis
1960 vom damaligen Schriftführer Heinrich Keuchler überreicht
werden.
Bei den nachfolgenden Texten handelt es sich um die original Wiedergabe
der Texte aus dem Heft Seite 1 bis 16.
1. Gründung des Vereines: Männer und Frauen im Dienste einer
großen Sache, dazu Statuten des Obst- und Gartenbauvereins in
Roßdorf bei Hanau vom 1. Dezember 1910 zur Einsicht vorgelegen.
Polizeilich genehmigt
Roßdorf, 29. August 1911
Goy (Bergwerkstraße).
Gründer des Vereines:
Mit Rücksprache des früheren Vorsitzenden August Scherer konnten folgende Gründer benannt werden.
Pfarrer Heyde, Hauptlehrer Reuffurth, Johannes Scherer, Georg Scherer, Heinrich Demuth (Oberdorfstraße), Peter Demuth, Heinrich Schneider, Konrad Lehr, Wilhelm Goy sen., Heinrich Chr. Goy, Johannes Koch, Wilhelm Koch, Karl Keim, Konrad Demuth, Heinrich Goy (Bogenstraße), Heinrich Eiter sen., Heinrich Schneider (Gastwirt), Heinrich Goy X., Heinrich Horst, Johannes Horst, Johannes Köbel und Johannes Würz.
Zeitabschnitt 1910 - 1914/1919
Im Verein herrscht reges Leben. 1912 findet eine Obstausstellung in Roßdorf statt sowie ein Einkochkurs in der Schneiderchen Gastwirtschaft. Am 8. Januar 1913 sprach in einer gut besuchten Versammlung Landwirtschaftslehrer Rüger aus Kassel über die Anwendung künstlichen Düngers in Obst- und Gartenbau.
Protokoll vom März 1913:
Pfarrer Heyde hält einen Vortrag über die Anwendung von Kupferkalk und Schwefelkalkbrühe zur Schädlingsbekämpfung. Am 8. April fand ein weiterer Vortrag des Obstbautechnikers Walter über die Anpflanzung von Spalierobst statt.
Für die Jahre 1914 bis 1918 liegt keine Niederschrift im Protokollbuch vor. Die Tätigkeit des Vorstandes ist vom 1. Weltkrieg jäh unterbrochen worden.
Zeitabschnitt 1919 - 1928
Im Juni 1919 hält Obstbautechniker Walter einen Vortrag über
a) die tierischen und pflanzlichen Schädlinge des Obstbaues und
b) die Gestaltung des künftigen Obstmarktes.
Am 6. Juli 1919 schließt
sich ein Gang durch die Gemarkung unter Führung von Walter an,
an dem rund 30 Mitglieder teilnahmen.
Weitere Versammlungen fanden in den Monaten Juli, September
und Oktober 1919 statt. Themen waren: Obstkelter, Bestellung von
Pflanzbäume, Klebgürteln bei Baumwart Peter Keuchler. In diesen
Monaten erkrankte der Obstbautechniker Walter (1913 - 1919).
Zwar war im Juli beschlossen worden unter seiner Führung am 10.
Oktober einen Besichtigungsausflug nach Windecken und auf die
Naumburg zu unternehmen welcher ausfiel. Aber schon am 24.
Oktober 1919 hielt der neue Obstbaumtechniker Trautner einen
Vortrag über die Düngung von Obstbäumen.
Das Jahr 1920 sah den Verein in besonders rühriger Arbeit.
Die Jahreshauptversammlung im April wählte den alten Vorstand
wieder. Herr Trautner kam für Walter als neuer Obstbautechniker.
Pfarrer Heyde war 2. Vorsitzender des Kreisverbandes Hanau Land
und er hielt einen Vortrag über die erfolgreiche Bewirtschaftung
des Kleingartens, von dem der Protokollführer rühmt!
Zu diesem Vortrag kann man kein Protokoll anfertigen, denn er war
so reichhaltig und so gut ausgeführt, daß es schade um
jedes Wort, welches von Ihm verloren ging. Einen besseren haben
wir noch nicht gehört. Ab 1920 erschien auch die Monatsschrift des
Kreisobstbauvereines.
Ich möchte noch hinzufügen, daß im Roßdorfer Pfarrgarten die
schönsten Rosen und das erste Spalierobst gestanden hat von Roßdorf.
Die 1919 gekaufte Obstkelter war ein Schmerzkind des Vereines,
wie die Niederschrift vom 21. September und 3. Oktober beweisen.
Am 10. Oktober 1920 führt der Verein eine wohlgelungene
Obstausststellung durch, mit Sortenbestimmung, Ausstellung
einschlägiger Literatur obstbaulicher Gartengeräte, keine Wertpreise,
sondern nur Anerkennung mit verschiedenen Prädikaten. Die Ausstellung
hatte wohl eine werbende Wirkung, denn zur Versammlung
am 1. Dezember 1920 erschienen 58 Mitglieder des Vereines.
An diesem Abend hielt Obstbautechniker Trautner einen Vortrag
über Nutzen des Obstbaues und Pflanzung von Obstbäumen.
Im Jahre 1921 trifft sich der Verein zu vier Versammlungen. Obstbautechniker
Trautner und Gärtner Weißenberger aus Langenselbold
sprechen über Gemüsebau und Schädlinge des Obstbaues und
derer Bekämpfung. Der Beitritt des Vereines zur Spar- und Darlehnskasse
(Raiffeisen) wird abgelehnt. Viel Sorge bereitet die Kelter.
Da wird eine Kommission zur Überwachung gebildet, zwei
Kontrolleure -Peter Keuchler und August Scherer -werden verpflichtet.
Der Benutzungspreis 0,25 RM für einen halben Tag / 0,50
RM für einen ganzen Tag.
Der Besuch von Versammlungen läßt zu wünschen übrig. "Wer
einer Versammlung unentschuldigt fern bleibt, wird für ein Jahr aus
dem Verein ausgeschlossen".
Das Jahr 1922 zeigt wieder eine rege Vereinstätigkeit. Vier gut besuchte
Versammlungen werden vermerkt. Trautner und Pfarrer Heyde
halten Vorträge. Der Verein feiert den Erntedanktag mit Ansprachen
von Trautner und Heyde, mit einem Familienabend mit einer Verlosung schloß der Tag ab. Eine
Obstbaumspritze mit Bambusrohr wird gekauft. In einem Einkochkurs
wird die rechte Art des Früchtekonservierens gezeigt. Die Inflation
ist weiter geschritten. Für einen Tag Kelterbenutzung sind
200 Reichsmark zu zahlen.
Der Währungsverfall erreichte 1923 seinen tiefsten bzw. höchsten
Stand. Für die Kelterbenutzung mußte statt Geld Weizen entrichtet
werden (für eine Tour Kelterzeit sollen 10 Pfund Weizen, für den
ganzen Tag 40 Pfund Weizen entrichtet werden). Am 23. Oktober
1923 hält Trautner noch einen Vortrag über Bekämpfung von
Krankheiten und Schädlingen an Obstbäumen.
Im Jahre 1924 nach der Inflation von Rentenmark auf Reichsmark.
Im Protokoll des Versammlungsabend vom 21. März 1924 wird die
Mitgliederzahl mit 105 angegeben, davon waren 58, also mehr als
die Hälfte, anwesend. Der Ankauf einer neuen Obstkelter wird beschlossen.
Interessant, daß damals das Geld für die Kelter in Raten
gezahlt wird, ab April je Mitglied 50 Pfennig ab Juli 1 Reichsmark,
die Augustrate 2 Reichmark.
Im Jahre 1925 ist nur eine Versammlung abgehalten worden, auf
der nur 18 Mitglieder anwesend waren.
Der Gemeinschaftssinn läßt nach, manche Mitglieder wollen Ihre für die Kelter bezahlten Anteile zurück haben.
Für die Jahre 1926 und 1927 finden sich keine Eintragungen im Protokollbuch.
Zeitabschnitt 1928 bis 1937
Erst zum 4. Februar gibt es wieder eine schriftliche Niederlegung.
Vortrag von Trautner: Sorteneinschränkung und Sortenwahl,
Düngung der Obstbäume.
Bei der Versammlung am 4. Februar legte Lehrer Reuffurth, der
seit 1910 bis 1928 den Verein geleitet hatte sein Amt nieder -
Neuwahlen. Die Versammlung schloß mit dem
Wunsch, daß der wieder neu emporblühe. Am 7. Dezember 1928
behandelt Trautner das Thema Baumpflanzung, Veredlung und
Baumbezug. Im Mai 1929 wird die Gründung einer
Obstbaugenossenschaft geplant im Rahmen des Kreisverbandes.
Als besonderes Ereignis ist die Herbstversammlung des
Kreisobstvereins in Roßdorf am 12. Oktober 1930 zu werten.
Pfarrer Heyde sprach Begrüßungsworte. Die Versammlung leitete
Geschäftsführer Jost (Ostheim). Als Sprecher werden erwähnt:
Heyde-Zünler (Enkheim) Trautner und Landrat Kaiser.
In einer Resolution wird gefordert:
1. an die Regierung: höhere Zölle, Schutz gegen Einfuhr fremden Obstes
2. an die Verbraucher, daß sie nur Deutsches Obst kaufen
3. an die Mitglieder: bessere Düngung, Pflege der Bäume, Angebot ausgesuchten Obstes.
Im Jahre 1931 wurden drei Versammlungen protokolliert. Doch die Eintragungen lassen darauf schließen, dass die Tätigkeiten des Vereins zurück ging, kein Wunder, waren es doch die Jahre des wirtschaftlichen Niederganges und der politischen Wirrnis. Es war auch die Zeit der politischen Gleichschaltung. Im Jahre 1933, man hatte die Anweisungen des Bürgermeisters zu befolgen. Den Vorsitz mußte Heinrich Goy X. deshalb wohl aufgeben. Nachfolger wurde Peter Keuchler. Nur ein Protokoll, das vom 21. Januar 1937 gibt Zeugnis, das der Verein noch lebte. Die Jahresversammlung für 1936, auf der von 51 Mitgliedern nur 10 anwesend waren. Ganz nationalsozialistisch klingt da die Bemerkung: "Überwachung der Kelter durch den Amtsgehilfen Thutewohl, der die Anweisung des Bürgermeisters durchzuführen hat".
Zeitabschnitt 1947 - 1960
Nach dem Zusammenbruch erwacht der Verein 1947 zu neuem
Leben. In der Versammlung am 3. August 1947 wird der neue Vorstand
gewählt. Die Obstkelter wurde damals noch benutzt, als
Benutzungsgebühr wurde für einen Tag 10 Reichsmark festgelegt.
Für die Kelterbetreuung wurde Heinrich Frischkorn bestimmt.
Leider ist dann für die Jahre 1947 bis 1949 keine Eintragung
erfolgt. Immerhin erfahren wir aus dem Protokoll vom 9. Februar
1950, daß im Herbst 1949 eine Obstbauausstellung erfolgte. Der neue
Kreisobstbauinspektor Lokau hielt damals einen Vortrag über
Schädlingsbekämpfung.
Das 40jährige Bestehen des Vereines sollte durch eine
Familienfeier begangen werden. Im Sommer unternahm der Verein
einen Lehrausflug an den Rhein und die Nahe.
Zum Kreisfeuerwehrfest stellte der Verein einen Festwagen aus, unter
dem Motto "Saat und Ernte", das wurde ein voller Erfolg.
Im Januar 1951 wurde die Jahreshauptversammlung abgehalten, und am 10.
Februar 1951, also mit einem Jahr Verspätung, die Feier des
40jährigen Bestehens. Am Nachmittag fand unter Führung des
Kreisobstbauinspektors ein Gang durch die Gemarkung mit
praktischer Vorführung des rechten Schnittes statt. Zur Feier am
Abend waren etwa 130 Männer und Frauen erschienen. Von den 14
noch lebenden Gründern waren anwesend: Heinrich Goy X.,
Heinrich Schneider (Wirt), Johannes Koch, Heinrich Schneider III.,
Georg Scherer und Karl Keim.
Am 2. September 1951 Ausflug nach Obernburg, Amorbach,
Miltenberg und Klingenberg.
Versammlungen am 5. und 15. Dezember 1951
In der Jahreshauptversammlung am 22. Februar 1952 wird in der
Vorstandswahl der alte Vorstand wieder gewählt. Im August 1952
ein Ausflug nach Steinfurth mit 80 Teilnehmern.
Zur Jahreshauptversammlung am 22. Februar 1953 waren nur 24
Mitglieder anwesend. Die Obstkelter, die schon drei Jahre außer
Betrieb war, soll als Alteisen verkauft werden. Erfreulich war, daß
sich 12 junge Leute zu einem Schnittkurs gemeldet hatten. Nicht
immer waren die spärlichen Eintragungen ein Beweiß, das die
Arbeit im Garten ruhte.
Am 20. Oktober 1953 gibt der Schriftführer einen Bericht über
besondere Ereignisse des Jahres:
Im Mai nehmen 24 Mitglieder teil an der Besichtigung der
Obstanlage von Dr. Peters in Butterstadt. Der gemeinsame Ausflug
mit 44 Teilnehmern führte über Bad Orb, die Wegscheide,
Lohrhaupten, Wertheim, wo das Obstgut Perschbäder besichtigt
wurde, dann nach Klingenberg.
Auf der Herbstversammlung in Hochstadt wurde die Gründung
einer Brennerei - Genossenschaft ernsthaft geplant.
Auch für 1954 dürfen wir ein reges Vereinsleben annehmen. Es gelang, die
Gemeinde zu veranlassen, für die allgemeine Winterspritzung der
Bäume mit Gelbkreuzkarbolineum, Mittel und Hilfe bereit zu
stellen.
Am 17. Februar 1954 wurde ein beachtenswerter Vortrag mit
Lichtbildern über die biologische Schädlingsbekämpfung
durchgeführt (Heitzenröder aus Langendiebach sowie Horst und
Koch aus Ravolzhausen). Auch die oberen Klassen der Schule mit
Hauptlehrer Wißner waren anwesend (erster Schritt bzw. Ansatz
von Jugendarbeit).
Die Jahreshauptversammlung vom Februar 1955 ehrte den
verstorbenen Kreisobstbauinspektor Lokau (dem dritten seit
Bestehen). Über schlechten Obstansatz und geringe Preise wird
auch damals geklagt. Auch Obstbaumspritzen und Ausbildung
junger Leute im Baumschnitt steht auf der Tagesordnung.
Leider fehlen dann weitere Eintragungen von den Jahren 1955 bis 1959.
Erst für Dezember vorigen Jahres fand ich wieder den kurzen
Bericht über die Jahreshauptversammlung, auf welcher Gartenbau-Inspektor
Grotemeyer einen Lichtbildvortrag hielt.
Am 19. Dezember 1959 wurde ein Schnittkurs von Grotemeyer
gehalten. Besprechung der 50 Jahr Feier.
Schluß:
Eine bewegte Geschichte mit Höhen und Tiefen in steter
Wellenbewegung.
Auch eine Wirkung der bewegten Geschichte
unseres Volkes erkennbar.
Wünsche für das nächste halbe
Jahrhundert.
Abschrift aus einem alten DIN A5 Heftchen.
Ab 1960 ist ein Protokollbuch vorhanden.
Der Vereinsvorstand im Jubliäumsjahr 1985
vorne v.l.: Reinhardt Sommerfeld, Dr. Helmut Prinz,
Philipp Köhler, Albert Lotter, Erwin Lind, August Scherer,
Heinz Jüngling,
Heinrich Koch, Jens Scherer, Heinz Draudt
hinten v.l.: Philipp Herrmann, Wilhelm Demuth, Horst Gumbel,
Lothar Würz, Wolfram Wohlgethan, Ludwig Herbert, Werner Bruck
Der Vereinsvorstand im Jubliäumsjahr 2010
v.l.: D. Heck, J. Lind, M. Koch, K. Münch, E. Volz, C. Degenhardt, K. Heck, W. Demuth,
M. Keller, D. Keller, I. Diessner, W. Bruck, H.-W. Heck und G. Franz (†)
Nicht auf dem Bild: B. Franz, R. Augustin und H. Fechner